Alfred Werner

Banquet speech

Alfred Werner’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1913 (in German)

Ihre Königliche Hoheiten, meine Damen und Herren!

Wenn der wissenschaftliche Forscher in der Überzeugung lebt, dass die Wissenschaft um ihrer selbstwillen gepflegt werden muss, und dass jeder Fortschritt in der Erkenntnis, wenn vielleicht auch erst in späterer Zeit, der Allgemeinheit in irgend einer Weise zu Gute kommt, so findet er in seiner Betätigung volle Befriedigung, auch dann, wenn sich der äussere Erfolg nicht in dem Masse einstellt, als er erwarten könnte. Wie sehr muss ich es deshalb schätzen, in relativ jungen Jahren mein wissenschaftliches Werk preisgekrönt und anerkannt zu sehen von der hochange-sehenen Schwedischen Akademie der Wissenschaften.

Für diese hohe Auszeichnung, die höchste, welche dem wissenschaftlichen Forscher zuerteilt werden kann, spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus.

Aber nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen des Landes, dessen Adoptivkind ich geworden bin, liegt mir am Herzen, Dank auszusprechen. Zum fünften mal ist ein Nobelpreis der Schweiz zuerkannt worden, dem Lande, welches mit seinen 3½ Millionen Einwohnern zu den kleinsten derjenigen gehört, welche sich an den kulturellen Aufgaben der Gegenwart beteiligen. Schiller hat die Schweizer als ein “Volk der Hirten” bezeichnet. In der Tat waren sie früher durch die Macht der Verhältnisse gezwungen, hauptsächlich als Hüter materieller Interessen zu wirken. Durch Ihre Anerkennung der Leistungen des schweizerischen Volkes auf dem Gebiete der kulturellen Arbeit haben Sie zum Ausdruck gebracht, dass die Schweizer immer noch ein “Volk der Hirten” sind. Sie hüten aber heute nicht nur materielle Güter, sondern sie helfen mit, die geistigen Güter der Menschheit zu hüten, und sie kämpfen mit im Kampfe für die Erkenntnis, die Wahrheit und die Verbesserung der Wohlfahrt der Menschheit

Wollen deshalb Ihre Königliche Hoheit, der Präsident und die Mitglieder der Nobelstiftung, ferner die Schwedische Akademie der Wissenschaften den tiefen Dank für die Anerkennung entgegennehmen, und erlauben Sie mir, diesem Danke dadurch Ausdruck zu geben, dass ich dem Königlichen Hause und Ihrem schönen Vaterlande die innigsten Wünsche für Wohlergehen, Blühen und Gedeihen entgegenbringe.

Das Königliche Haus und Ihr Vaterland Schweden, sie leben hoch!

From Les Prix Nobel en 1913, Editor Carl Gustaf Santesson, [Nobel Foundation], Stockholm, 1914

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To cite this section
MLA style: Alfred Werner – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Thu. 21 Nov 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/chemistry/1913/werner/speech/>

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