Paul Karrer

Banquet speech

Paul Karrer’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1937 (in German)

Königliche Hoheiten, meine verehrten Damen u. Herren,

Für die hohe Auszeichnung, welche die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften mir heute verliehen hat, spreche ich ihr meinen ehrerbietij und wärmsten Dank aus. Es war mir eine grosse Freude, dass meine wiss schaftlichen Arbeiten die Anerkennung Ihrer hohen Akademie fanden, heute in der ganzen Welt den Ruf des vorurteilslosen, wissenschaftlichen wissens besitzt. Ich kann Sie versichern, dass auch mein Vaterland und Universität Zürich sich geehrt fühlen und sich meinem herzlichen Dank Schliessen. Es sind jetzt 24 Jahre vergangen, dass meinem verehrten Lehrer Vorgänger auf dem Lehrstuhl für Chemie in Zürich, Prof. Alfred Werner der ein Freund Svante Arrhenius‘ war, die gleiche Auszeichnung zufiel, 29 Jahre, seitdem sie meinem zweiten, unvergesslicheri Lehrer, Prof. Paul Ehrlich zugesprochen wurde, der den Nobelpreis für Medizin erhielt. Diesen beiden bedeutenden Männern, deren Werke heute noch so gross dastehen wie damals, fühle ich mich am heutigen Tag erneut tief verpflichtet.

Schweden gehört nach der Zahl seiner Bevölkerung zu den kleineren Staaten in der europäischen Völkerfamilie, steht aber in geistiger Hinsicht als eine Grossmacht da. Männer wie Rudbeck, Berzelius, Scheele, Linné, Ängström, Nordenskiöld haben in den Naturwissenschaften revolutionisierend gewirkt, und Schriftsteller wie strindberg, Selma Lagerlöf, Heidenstam verbreiteten den Geist und die Seele des schwedischen Volkes über die ganze Erde. Vielleicht nirgends mehr als in der Schweiz bringt man Ihrer Kultur Verständnis und Bewunderung entgegen. Auch unsere Bevölkerung lebt vielfach auf einem rauhen, unwirtschaftlichen Boden und wenn auch die langen Wintertage bei uns nicht zur Dämmerung werden, so decken doch Schnee und Eis einen grossen Teil unseres Landes ebenso lange wie bei Ihnen. So kommt es, dass sich unsere beiden Völker im inneren Wesen so vielfach berühren. Sie haben beide dasselbe Unabhängigkeitsgefühl, denselben Stolz auf ihre innere und äussere Freiheit. Die schwedischen Studierenden, die an unsere schweizerischen Hochschulen kommen, gehören zu den liebsten Gästen, die wir haben, und schliessen mit unseren Schweizer Studenten bald herzliche Freundschaft.

Durch die hochherzige Stiftung, die Alfred Nobel der Menschheit hinterlassen hat, wollte dieser Grossindustrielle seiner Überzeugung Ausdruck geben, dass die wahren Güter der Menschheit Wissenschaft, Poesie und Friede sind. Von einem anderen Grossindustriellen, dessen Lebenswerk ebenso erfolgreich war, von Ernest Solvay, stammt das schöne Wort: La Verite sera la Science ou eile ne sera pas; und das weitere: La societe est condamnee ä la Justice, sous peine de mort.

Welchem dieser Ideale folgt unsere Generation noch in diesen Tagen? Der Friede ist schon lange aus unserer zerrissenen Welt entflohen, die Gerechtigkeit ebenso; die Poesie zieht sich schüchtern in die entlegensten Täler zurück und überlässt das Feld der streitenden Feder. Es bleibt die Wissenschaft, die unbestritten eine glänzende Entwicklung hinter sich hat; aber auch sie, die ja immer nur Selbstzweck sein kann, beginnt der Mensch zu entweihen, indem er sie zu einer Zweckwissenschaft erniedrigen will. Den Schutz dieser bedrängten Ideale, des Friedens, der Poesie und der reinen Wissenschaft zu übernehmen, ist die hehre und grosse Aufgabe der Nobelstiftung. Ohne Frieden, Gerechtigkeit, Poesie und Wissenschaft gibt es kein Leben, das lebenswert schiene – das waren wohl die Gedanken Alfred Nobels.

Moge es der Nobelstiftung in gleich hohem Masse wie bisher gelingen, ihre schirmende Hand und ihren Schutz über diese Güter des Lebens auszubreiten.


Prior to the speech, Professor A.E. Lindh of the University of Uppsala addressed the laureate: To you, Walter Norman Haworth and Paul Karrer, this year’s Nobel Prize laureats in Chemistry and two of the foremost pioneers in present-day research in Chemistry, we extend our greetings. The reward you have received to-day is, in the highest degree, well deserved for the epoch-making and brilliant work you have done in the sphere of research work … you, Walter Haworth, for your great work in Carbohydrates and for your advanced scientific methods which have proved triumphant in the determination of the constitution of Ascorbic Acid, or Vitamin C … and you Paul Karrer for your magnificent investigations into the nature colour substances and their connection with Vitamin A and B. We congratulate both of you on the occasion of your being deservedly rewarded for work which has been, and still is, of paramount importance for both scientific research and for practical medicine, and which is in strict accordance with Alfred Nobel’s desire, “for the greatest benefit to mankind”.

From Les Prix Nobel en 1937, Editor Carl Gustaf Santesson, [Nobel Foundation], Stockholm, 1938

Copyright © The Nobel Foundation 1937

To cite this section
MLA style: Paul Karrer – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Thu. 28 Mar 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/chemistry/1937/karrer/speech/>

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