Hermann Staudinger

Banquet speech

Hermann Staudinger’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1953 (in German)

Majestät, Königliche Hoheiten, Excellenzen, Hochansehnliche Festversammlung,

Durch das Vermächtnis Alfred Nobels sind dank der grossen Bemühungen der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und des Karolinischen Institutes Verbindungen unter den Wissenschaftlern der verschiedensten Länder hergestellt worden, die auf Grund ihrer wissenschaftlichen Leistungen für würdig zum Empfang des Nobelpreises befunden wurden. Es ist so eine weltweite Gemeinschaft von Nobelpreisträgern infolge des Wirkens dieser beiden Institutionen in den letzten 50 Jahren ins Leben gerufen worden. Es bedeutet für mich eine grosse Ehre, in diese Gemeinschaft durch Verleihung des Nobelpreises aufgenommen zu sein, und für die makromolekulare Chemie, deren Bedeutung Herr Professor Fredga bei der Überreichung des Preises geschildert hat, ist es eine hohe Anerkennung, dass sie durch die grösste Auszeichnung geehrt wurde, die die wissenschaftliche Welt zu vergeben hat. Für diese hohe Ehre spreche ich den Mitgliedern der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Nobel-Stiftung meinen tiefempfundenen, wärmsten Dank aus. Dies tue ich nicht nur in meinem Namen, sondern auch im Namen meiner Frau, der langjährigen Mitarbeiterin auf diesem Gebiet.

Nachdem ich schon in Karlsruhe, angeregt durch die Arbeiten von Karl Engler, Untersuchungen über die Beziehungen von Autoxydation und Polymerisation durchführte, beschäftigte ich mich von 1920 ab an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich eingehender mit diesen damals viel diskutierten Fragen. An diese Zeit denke ich gerne zurück, weil dort im Widerstreit mit den herrschenden Meinungen die ersten Grundlagen für die makromolekulare Chemie gelegt wurden. Diese Untersuchungen sind dann von 1926 ab im chemischen Institut der Universität Freiburg i. Br. und schliesslich nach meiner Emeritierung im Staatlichen Forschungsinstitut für makromolekulare Chemie in Freiburg i. Br. weiter fortgeführt worden, und ich hoffe, dass sie durch die Verleihung des Nobelpreises jetzt noch mehr gefördert werden.

Die technisch wichtigen Fragen der makromolekularen Chemie, die Fragen der Faser- und Kunststoffherstellung, werden heute in der ganzen Welt auf das intensivste bearbeitet. In wissenschaftlicher Hinsicht eröffnet die makromolekulare Chemie ausserdem noch neue Ausblicke für die Biologie. Je mehr wir in diese Fragen eindringen, umso wunderbarer erscheint uns das Lebendige durch die Vielgestaltigkeit seiner makromolekularen Architektonik. Möge durch diese Forschungen Arbeit geleistet werden im Sinne Alfred Nobels, der die Hoffnung hatte, durch die Förderung der Wissenschaft zum Wohle der Menschheit beizutragen.


Prior to the speech, G. Liljestrand, Member of the Royal Academy of Sciences, addressed the laureate: Während der letzten Jahre seines Lebens war Alfred Nobel eifrig bemüht, ein künstliches Ersatzmittel für Kautschuk zu finden. Dies gelang ihm nicht. Erst einige Jahrzehnte später wurde das Problem gelöst, als das umfassende und wichtige Gebiet der Makromoleküle erschlossen wurde. Jetzt spielen die syntetischen makromolekularen Produkte eine höchst wichtige Rolle in unserem täglichen Leben. Wir begrüssen Sie, Herr Professor Staudinger, als einen Pionier dieser neuen Wissenschaft, die Sie mit zahlreichen Entdeckungen bereichert haben. Mit zielbewusster und zäher Energie haben Sie das Fundament unserer heutigen Auffassung dieses Gebietes geschaffen. Wir sprechen Ihnen unsere Bewunderung für Ihre Leistungen aus.

From Les Prix Nobel en 1953, Editor Göran Liljestrand, [Nobel Foundation], Stockholm, 1954

Copyright © The Nobel Foundation 1953

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MLA style: Hermann Staudinger – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Thu. 16 May 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/chemistry/1953/staudinger/speech/>

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