Emil von Behring

Banquet speech

Emil von Behring’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1901 (in German)

Trotz seiner verhältnismässig geringen Einwohneranzahl hat Schweden auffallend wirksam in den Gang der Menschengeschichte und immer in solcher Weise eingegriffen, dass man den Eindruck des Gewaltigen davon tragen muss.

Ich erinnere hier an die vorgeschichtlichen mythischen Gestalten, die in unseren gemeinschaftlichen germanischen Sagen die nordischen Naturmächte verkörpern; weiter auch an die kühnen Seefahrer, die Wikinger, und ihre grossen Taten, später an die kriegerischen und freundschaftlichen Beziehungen zum Deutschtum, bis in Gustav Adolf ein Held entstand, der wie kaum ein einheimischer in unserer Geschichte fortlebt.

Die grossen Dichter des Nordens bringen mich auf die Gegenwart und auf Alfred Nobel, der gleichfalls in seiner ohne gleichen dastehenden Stiftung die Grenzen seiner Heimat überschreitet und den grossen Wesenszug erkennen lässt, den man an den bedeutenden Männern Ihres Landes zu bewundern gewohnt ist.

Ich schliesse mit dem Wunsche, dass es Ihnen auch in der Zukunft niemals fehlen möge an Landessöhnen mit diesem Zug ins Grosse und Gewaltige – sowie auch mit dem Versprechen, dass ich den mir zuteil gewordenen Geldpreis verwenden will zur Fortsetzung meiner Tuberkulosebekämpfungsarbeiten mit aller mir zu Gebote stehenden Energie. Ich erlaube mir hiermit, schwedische Forscher nach Marburg einzuladen, um dort zu sehen, in welchem Sinne ich mein Versprechen einzuhalten mich bestreben werde.


Prior to the speech, Professor the Count K.A.H. Mörner, Rector of the Royal Caroline Institute, addressed the laureate (in German):

“Herr Geheimrat Professor von Behring!

Es ist für alle Mediziner erquickend, zu einer Zeit zu leben, in welcher die medizinischen Wissenschaften eine so grossartige Entwickelung erhalten haben, wie es jetzt der Fall ist. Wir freuen uns darüber.

Einen noch näher liegenden Grund, uns zu freuen, haben wir heute, wo wir in unserem Kreise einen Mann begrüssen, der so gewaltig zu dieser Entwickelung beigetragen hat, wie Sie, herr Professor, es gethan haben.

Die Bakterien, welche früher als zügellose Horden umherschweiften, werden jetzt immer mehr gebändigt und in disziplinierte Scharen geordnet, welche den Geboten der Wissenschaft gehorchen müssen. So ziemlich nach Belieben kann man sie fern halten, wo man dies wünscht, und andererseits können die Bakterien Dienste zu leisten genötigt werden.

Auf dem Grund und Boden, welchen der grosse Altmeister Pasteur und der geniale Robert Koch bebaut haben, sind mehrere neue Sprosse der medizinischen Wissenschaften entwickelt worden. Ich lasse bei Seite die moderne Chirurgie, die allgemeine Gesundheitspflege und mehrere andere Gebiete, wo die Bakteriologie für die menschliche Haushaltung bedeutungsvoll gewesen ist.

Ich will nur den Bereich erwähnen, wo Sie als Bahnbrecher gewirkt haben und immer noch der Voranschreitende sind, – ich meine die Lehre von der Serumtherapie und besonders die Erfindung des Diphterie-heilserums.

Mit scharfsehendem Auge haben Sie einen Weg gefunden, um die Ergebnisse der Immunitätslehre für therapeutische Zwecke zu verwerten. Mit genialem Geschick und beharrlicher Ausdauer haben Sie diese Lehre entwickelt und die Hindernisse siegreich überwunden.

Sie haben dadurch den Kaum der medizinischen Wissenschaften um einen Zweig bereichert, welcher schon jetzt von der allergrössten Bedeutung ist und es in noch höherem Grade werden wird, wenn alle Knospen erblüht und alle Früchte gereift sind.

Wir huldigen also in Ihnen den genialen Forscher, aus dessen geistigen Schaffen die Entdeckung der Serumtherapie entsprungen ist.

Die schwedischen Ärzte, und die Ärzte aller Länder verdanken Ihnen eine siegreiche Waffe gegen Krankheit und Tod, welche dieselben aus Ihren Händen erhalten haben. Wenn sie alle auf einmal sprechen könnten, würden sie auch einstimmig die tiefempfundene Dankbarkeit von tausend und aber tausend Menschen bezeugen, welche ihre Angehörigen aus lebenbedrohender Gefahr durch Ihre Arbeit gerettet gesehen haben.

Herr professor von Behring, wir bringen Ihnen unsere Glückwünsche und unsere Huldigung.

From Les Prix Nobel en 1901, Editor Carl Gustaf Santesson, [Nobel Foundation], Stockholm, 1904

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MLA style: Emil von Behring – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Tue. 19 Mar 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/medicine/1901/behring/speech/>

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