Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2001 – Pressemitteilung

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Der ständige Sekretär

Pressemitteilung
11. Oktober 2001

Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2001

V. S. Naipaul

Den Literaturnobelpreis des Jahres 2001 erhält der in Trinidad geborene, britische Schriftsteller V.S. Naipaul

„ für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereinen, und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen”.

V.S. Naipaul ist ein literarischer Weltenumsegler, eigentlich nur bei sich selbst zu Hause, in seinem unnachahmlichen Ton. Seltsam unbeeinflusst von der literarischen Zeitmode und Vorbildern, hat er die existierenden Genres umgeformt zu einer eigenen Schreibweise, in der die herkömmlichen Abgrenzungen zwischen Fiktion und Sachprosa eine untergeordnete Bedeutung haben.

Naipauls literarisches Territorium streckt sich weit hinaus über die westindische Insel Trinidad, sein erstes Thema, und umfasst Indien, Afrika, Amerika vom Süden bis zum Norden, die islamischen Länder in Asien und nicht zuletzt England. Naipaul ist in moralischer Hinsicht Conrads Erbe als Schilderer der Geschicke der Imperien: was sie mit den Menschen machen. Seine Autorität als Erzähler stützt sich darauf, dass er sich an das erinnert, was andere vergessen haben, die Geschichte der Verlierer.

Die possenhaften Geschichten in seinem Debutbuch The Mystic Masseur und die Novellen in Miguel Street mit ihrer Kreuzung aus Tschechow und Calypso etablierten Naipaul als Humorist und Schilderer des Volkslebens. Von da an bis zum A House for Mr. Biswas ist es ein grosser Schritt, einem der seltenen Romane, die ein eigenes und vollständiges Universum zu sein scheinen, in diesem Fall ein Miniaturindien an der Peripherie des englischen Imperiums, ein Schauplatz des unterdrückten Lebens seines Vaters. Indem er die im Abseits Stehenden am Ernst der grossen Literatur teilhaben lässt, wendet Naipaul die herkömmliche Perspektive und raubt den Lesern im Zentrum die schützende Distanz. Dieses Prinzip wurde in einer Reihe von Romanen verwendet, die immer mehr Reportagen glichen, ohne dass deswegen die Charaktere verblichen. Fiktive Erzählungen, Selbstbiographien und authentische Berichte sind unter Naipauls Feder zusammengeflossen, ohne jedesmal sagen zu können, welches Element das dominierende ist.

Im Meisterwerk The Enigma of Arrival ist Naipaul wie ein Anthropologe, der einen nicht erforschten Eingeborenenstamm im Urwald besucht, zu Gast in der englischen Wirklichkeit. Mit scheinbar knappen und zufälligen Beobachtungen formt er unerbittlich das Bild eines stillen Kollapses der alten kolonialen Herrscherkultur und des Todes der europäischen lokalen Gesellschaft.

Naipaul hat auf die mangelhafte Allgemeingültigkeit der Romanform hingewiesen, dass sie eine intakte menschliche Welt solcher Art voraussetzt, die in den eroberten Ländern zerstört wurde. Die Unzulänglichkeit der Fiktion wurde ihm bewusst während er mit The Loss of El Dorado arbeitete und nach umfassenden Archivstudien die furchtbare Kolonialgeschichte Trinidads berichtete. Er sah ein, dass er an der Authentizität der Details und Stimmen festhalten und auf das Fabulieren verzichten und gleichzeitig seinem Stoff eine literarische Gestaltung geben musste. In seinen Reiseberichten lässt er mit jedem Schritt Zeugen hervortreten, besonders ausgeprägt in seiner mächtigen Schilderung der östlichen Teile der islamischen Welt, Beyond Belief. Das Mitgefühl des Autors drückt sich in der Intensität seines Zuhörens aus.

Naipaul ist ein neuzeitiger Aufklärungsschriftsteller. Er führt die Tradition weiter, die einmal mit Lettres persanes und Candide begann. Mit einem hellwachen Stil, der zurecht bewundert wird, verwandelt er Zorn in Genauigkeit und lässt die Ereignisse mit der ihr eigenen Ironie zu Wort kommen.

Die Schwedische Akademie

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MLA style: Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2001 – Pressemitteilung. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Mon. 23 Dec 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/literature/2001/8427-v-s-naipaul-2001-2/>

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Six prizes were awarded for achievements that have conferred the greatest benefit to humankind. The 12 laureates' work and discoveries range from proteins' structures and machine learning to fighting for a world free of nuclear weapons.

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