Leopold Ruzicka
Banquet speech
Leopold Ruzicka’s speech from the ceremony in Zurich, Switzerland, where the prize was distributed, January 16, 1940 (in German)
Exzellenz,
Meine Damen und Herren!
Es war für mich eine angenehme Überraschung, als ich hörte, dass Eure Exzellenz im Auftrage der hohen schwedischen Regierung nach Zürich kommen werden zur persönlichen Überreichung dieser schönen Medaille und des so bedeutungsvollen Dokuments. Diese bescheidene Zeremonie hier in der Schweiz bildet dadurch einen gewissen Ersatz für die traditionelle eindrucksvolle Feierlichkeit, die wie alljährlich am 10. Dezember in Stockholm hätte stattfinden sollen und die regelmässig durch die Anwesenheit Sr. Majestät des schwedischen Königs eine besondere Weihe erhielt.
Ich beehre mich daher, Eurer Exzellenz meine tiefempfundene Dankbarkeit auszusprechen für die grosse Ehre, die Sie uns allen hier erwiesen haben, und bitte Sie, diesen Dank Ihrer hohen Regierung und der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm übermitteln zu wollen.
Diese ehrwürdige Akademie hat durch die Zuerkennung ihres Preises in symbolischer Weise gewisse systematische Arbeiten anerkennen wollen, die im Laboratorium des Sprechenden im Laufe der letzten 20 Jahre durchgeführt wurden.
Jene Arbeiten bewegen sich auf einem Gebiete, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter besonders wirkungsvoller Mitarbeit eines der hervorragendsten Mitglieder der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Jacob Berzelius, zur Wissenschaft erhoben worden ist. Berzelius ist der hohen Tradition der schwedischen Phlogistiker Bergman und Scheele gefolgt und hat gleich diesen das Experiment vor die Theorie gestellt. Er betrachtete es als seine Lebensaufgabe, möglichst genau die mengenmässigen Proportionen zu bestimmen, in denen sich die chemischen Elemente zu Verbindungen vereinigen, um so eine chemische Systematik aufstellen zu können. Dieses Bestreben erinnert an die Leistungen eines anderen grossen Schweden, Linné, des Schöpfers der Pflanzensystematik.
Berzelius hat, durch Einführung der noch heute geltenden Symbole, der Chemie ihre so wichtige Formel-Sprache gegeben, er hat das erste eigentliche chemische Lehrbuch geschrieben, er hat die Bezeichnung “organische Chemie” geprägt, er ist Schöpfer der Begriffe Isomerie, Polymerie, Katalyse, er ist Mitbegründer der ersten wissenschaftlichen chemischen Theorie, der Radikaltheorie.
Auf dem von Berzelius vorbereiteten Boden nahm die Chemie in Schweden bis zur Gegenwart einen überaus glücklichen Entwicklungsgang. Dieser hohe Stand der schwedischen Wissenschaft bildete die unentbehrliche Voraussetzung für die technischen Grosstaten Alfred Nobels. Die Schöpfung der modernen Sprengstofftechnik bildet auch heute noch eine der wichtigsten Grundlagen des Fortschrittes in Wirtschaft, Technik und Wissenschaft: es sei nur an die Revolutionierung des Bahn-, Strassen-, Kanal- und Bergbaues, sowie der Bewässerungsanlagen durch Nobel erinnert. Er hat sich damit in die erste Linie der grossen Förderer der Kultur und Zivilisation gestellt. A. Nobel hat weiter durch Schaffung seiner bekannten Stiftung, die nicht nur Wissenschaft und Literatur, sondern auch die Bestrebungen um die Pflege friedlicher internationaler Beziehungen fördern soll, ein hohes sittliches Verantwortungsgefühl bewiesen.
Angesichts des unverzeihlichen Missbrauchs, der, wie mit so vielen anderen Errungenschaften von Wissenschaft und Technik, auch mit den Entdeckungen Nobels getrieben wird, blieb der Vorwurf nicht aus, dass diese die Kultur, die sie mitgeschaffen haben, wieder zu zerstören helfen. Glücklicherweise ist die Veranlassung zum Missbrauch keine der wissenschaftlich feststellbaren Eigenschaften der Nobelschen Produkte, und der in Schweden selbst und an vielen Orten herrschende Abscheu gegen diesen Missbrauch lässt uns daher einer glücklicheren Zeit entgegensehen, die auch Nobel vorschwebte, in der die Kräfte, die er schuf, nur zum Segen der Menschheit gereichen und die internationale friedliche Zusammenarbeit vertiefen helfen werden.
Nobel Prizes and laureates
Six prizes were awarded for achievements that have conferred the greatest benefit to humankind. The 12 laureates' work and discoveries range from proteins' structures and machine learning to fighting for a world free of nuclear weapons.
See them all presented here.