Otto Loewi

Banquet speech

Otto Loewi’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1936 (in German)

Königliche Hoheiten, Excellenzen, meine Damen und Herren!

Grosse Menschen stehen nicht nur im Leben, sondern auch über dem Leben, übersehen von da die Zusammenhänge und erkennen, was der Menschheit eignet und was ihr noctut. Ein solcher Mensch war Alfred Nobel und so erkannte er das Bedürfnis der Menschenzukunft: Zusammenwirken Aller zum grösstmöglichen Wohle Aller. In der Erkenntnis, dass das nur durch maximale Anspannung der besten Kräfte erreichbar ist, verwirklichte er seine Maxime durch eine geniale Tat so weit, als dies für einen Menschen möglich ist.

Voraussetzung hierfür war, das Alfred Nobel, als Schwede, wusste, dass es hier immer Menschen geben würde, die grösstes Verantwortungsgefühl für ihr schweres Richtcramt besässen. Und er hat richtig vorausgesehen. Das Nobelkomite ist ein idealer Verwalter des ideellen Erbes Alfred Nobels: Beweis dafür ist, dass auch heute noch, 35 Jahre seit der erstmaligen Verleihung des Preises, diese als höchste wissenschaftliche Adelung gilt. An dem Fest dieser Adelung nimmt, mit Seiner Majestät dem König und dem Königlichen Haus an der Spitze, ganz Schweden teil. Welch ein Volk, dessen vielleicht höchstes Fest, ein Fest der Wissenschaft und der Kultur ist! Das gibt Hoffnung und Zuversicht, denn solange so etwas möglich, kann es um die Welt nicht so schlecht bestellt sein.

Adel verpfichtet; und so ist sein Träger verpflichtet aus tiefstem Herzen dankbar dafür zu sein, dass er, der ohnehin das grosse Glück hat sein ganzes Leben der Leidenschaft nach Erkenntnisvermehrung widmen zu dürfen, dafür am Ende auch noch belohnt wird. Das muss ihn gleichzeitig stolz und demütig machen.

Und nun etwas mehr Persönliches: das erste mal betrat ich das herrliche, gastliche Schweden 1926. Damals durfte ich dem Internationalen Physiologen-kongress den Grundversuch der Arbeit vorführen, um derentwillen ich nunmehr den Preis empfing. Meine Mussestunden widmete ich dem genauen Studium des Meisterwerkes Ragnar Östbergs, des herrlichsten Profanbaues der Moderne: des Stadthauses. Immer und immer zog es mich wieder dahin. Und als ich mir über den Grund dieser unwiederstehlichen Anziehungskraft klar zu werden suchte, fand ich ihn darin, dass dieser Bau die edelste Tradition der Vergangenheit, mit grösster Aufgeschlossenheit für bestes Gegenwärtiges und Künftiges eint. Jedes Volk hat die Kunst, die seinem Wesen entspricht. Ich danke aus tiefstem Herzen für das Glück dass ich diese Einheit jetzt nicht mehr nur künstlerisch, sondern menschlich hier erleben darf.

From Les Prix Nobel en 1936, Editor Carl Gustaf Santesson, [Nobel Foundation], Stockholm, 1937

Copyright © The Nobel Foundation 1936

To cite this section
MLA style: Otto Loewi – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Sat. 21 Dec 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/medicine/1936/loewi/speech/>

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