Paul Müller

Banquet speech

Paul Müller’s speech at the Nobel Banquet in Stockholm, December 10, 1948 (in German)

Königliche Hoheit, Meine Damen und Herren,

Es ist mir ein Bedürfnis, Ihrem Lande und Ihnen im Namen meines Heimatlandes, der Schweiz, der Stadt Basel, wo ich aufgewachsen und jetzt tätig bin, meiner Firma, der J. R. Geigy A. G., Basel, meiner Frau und in eigenem Namen zu danken; zu danken für den Empfang in Ihrem schönen und freien Land, zu danken für die Ehre, deren mich das Karolinische Institut durch Verleihung des Nobelpreises für Physiologie und Medizin für würdig befunden hat. Als Chemiker freut mich die Verleihung des Preises für Physiologie und Medizin ganz besonders; kommt doch damit zum Ausdruck, dass wichtigste Erfolge des D. D. T.-Insektizids auf hygienischem Gebiete liegen.

Auch Schweden hat seinen medizinischen Nobelpreisträger. Allvar Gullstrand hat mit seinen bahnbrechenden, ausserordentlichen Arbeiten über die Dioptrik des Auges auf dem Gebiete der Augenheilkunde Unschätzbares geleistet.

Überhaupt ist Schweden auf den Gebieten der Wissenschaft und der Kunst überall in der Welt anerkannt. Wo man hinkommt, in Ländern verschiedenster Prägung klingt der Name Schwedens rein. Vielfach auch sind die Beziehungen Schwedens mit der Schweiz. Schwedische Wissenschafter haben mit Schweizer Kollegen Erfahrungen ausgetauscht. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang mit besonderer Freude an den Vortrag von Herrn Prof. Tiselius, des diesjährigen Nobelpreisträgers für Chemie, in Basel, der mir unvergesslich bleiben wird. Die Gründung einer Schwedisch-schweizerischen Gesellschaft, bei der unser Gesandter, Minister Dr. Henry Vallotton, sich bleibende Verdienste erworben hat, wird, so hoffe ich, die Beziehungen zwischen unseren Ländern noch erweitern und vertiefen.

Königliche Hoheiten, meine Damen und Herren, Ihr Land liebt, wie die kleine Schweiz, seine Unabhängigkeit über alles. Sie selbst wünschen, im Rahmen dieser Unabhängigkeit in Freiheit des Gedankens und des Wortes zu leben. In harten Kämpfen hat Schweden seinen Bodenbesitz konsolidiert und in den letzten Jahrzehnten durch die staatsmännische Geschicklichkeit seiner Majestät des Königs, und die Haltung seiner Bevölkerung, sich den Frieden inmitten einer unruhigen und zerrissenen Welt bewahren können.

Ebenso die Schweiz. Auch ihr ist es gelungen, als Friedensinsel zwei Weltkriege zu überstehen. Unsere Länder sind vor Not und Elend verschont worden. Umso mehr sind wir verpflichtet, beim Wiederaufbau der Länder, für die moralische Erstarkung Alles einzusetzen. Wir Schweizer können wiederum von Ihnen lernen, mit welcher Selbstverständlichkeit Ihr Schweden Alles zu opfern bereit ist. Ich möchte hiebei in Ehrfurcht des Opfertodes von Graf Bernadotte gedenken und ihm und Ihnen für diese selbstlose Einstellung danken. Möge doch dieser Opfertod den Grundstein legen für eine neue, bessere Welt, für eine Welt, in der die Länder in Frieden nebeneinander leben können und alle Menschen auf genügender äusserer Grundlage durch Arbeit und Pflichterfüllung in Freiheit ihren inneren Halt suchen dürfen.

Erlauben Sie mir, Königliche Hoheiten, meine Damen und Herren, Ihnen Allen noch einmal zu danken für die selbstverständliche Liebenswürdigkeit, mit der Sie meine Familie, meine wissenschaftlichen Mitarbeiter und mich empfangen haben, und für die zahlreichen Beweise der Sympathie und Freundschaft, die wir hier in Schweden erfahren durften. – Wir danken Ihnen.


Prior to the speech, Gustaf Hellström, member of the Royal Academy of Sciences, addressed the laureate: “Dr. Müller! To the layman it would appear that the creative scientist can display characteristics such as are met with among the saints in greater measure than can the poets. This conception may of course be based on an illusion. But this illusion in its turn rests on the fact that the spiritual equipment of the man of natural science must include certain qualities which he has in common with the saints, especially those cast in the mould of St. Francis: patience, persistence, singleness of mind and purpose, a profound feeling for the mystery of life, combined with an acute sense of its realities. Fortunately you, Dr Müller, have not carried the Franciscan virtues so far that you would not harm even a fly. After having tested different chemical combinations, you found one which killed, not flies alone, but also many other kinds of vermin, and with that you hade made one of the greatest discoveries within the recent history of prophylactic medicine. DDT kills the fly; it kills the mosquito, which spreads malaria; the louse, which spreads typhus; the flea, which spreads the plague; and the sandfly, which spreads tropical diseases. In the mind of the layman you stand out as a benefactor of mankind of such stature that also the humility of a saint is required to escape the danger of falling a victim to the worst of all spiritual diseases – hybris.”

From Les Prix Nobel en 1948, Editor Arne Holmberg, [Nobel Foundation], Stockholm, 1949

Copyright © The Nobel Foundation 1948

To cite this section
MLA style: Paul Müller – Banquet speech. NobelPrize.org. Nobel Prize Outreach AB 2024. Wed. 17 Jul 2024. <https://www.nobelprize.org/prizes/medicine/1948/muller/speech/>

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